1-Atila, Aecio y los Campos Cataláunicos (Adolfo J. Domínguez Monedero)

1-Attila, Aëtius und die Schlacht auf den Katalaunischen Feldern

Im Jahr 451 trat das Weströmische Reich gegen einen Zusammenschluss von Völkern an, die vom Hunnenkönig Attila angeführt wurden. Er überquerte den Rhein unter dem Vorwand, Honoria, die Schwester Valentinians III, habe ihm ein Heiratsangebot gemacht. Dieser Umstand ermöglichte es ihm, einen Teil des Weströmischen Reiches zu beanspruchen. Er überfiel und plünderte Städte wie Reims, Mainz, Straßburg oder Köln, während Paris und Orléans ihm Widerstand leisten konnten. Auf der anderen Seite versammelte Flavius Aëtius, magister militium und ehemalige Geisel der Barbaren, eine große Koalition von Franken, Burgundern, Alanen, Sachsen und Westgoten unter deren König Theoderich. Sie trafen auf dem Campus Mauriacus – den Katalaunischen Feldern – aufeinander, aller Wahrscheinlichkeit nach in Châlons-sur-Marne oder Troyes. Obwohl der Gotenkönig Theoderich getötet wurde, unterlag Attila schließlich; nach der Schlacht marschierte er in Italien ein und zog sich nach einer Unterredung mit dem Bischof von Rom in sein ehemaliges Reich zurück.



2-La búsqueda de la paz interior en una época convulsa (Purificación Ubric Rabaneda)

2-Die Suche nach dem inneren Frieden in einer unruhigen Zeit

Chaos, Krieg, Hunger, Zerstörung und eine Welt voller Unsicherheit gehörten zum Alltag der Menschen, die am Ende der römischen Kaiserzeit lebten. Viele zogen sich zurück und suchten in ihrem Inneren nach dem tieferen Sinn des Lebens und nach Vollkommenheit. Die Erfüllung dieser Sehnsucht fand ihren Ausdruck in sehr unterschiedlichen Lebensformen, die von der vollkommenen Einsamkeit (Anachoretentum oder Eremitentum) über die teilweise Einsamkeit (teilweises Anachoretentum), das Zusammenleben an einem isolierten Ort (Klosterleben, Mönchtum) bis hin zum spirituellen Rückzug im eigenen Haus reichten, wodurch viele dieser Orte den Status von Wallfahrtszentren erlangten. Asketen und Mönche befolgten sehr strenge Regeln und praktizierten Enthaltsamkeit, Gebet und Meditation. Sie zeigten, dass es möglich war, inneren Frieden selbst unter widrigsten Umständen zu erlangen.



3- Silencio (Alberto Quiroga) 

3- Schweigen 

Der Aspekt des Schweigens als Teil der griechisch-römischen Tradition hat bisher kaum Aufmerksamkeit erfahren. In Rom repräsentierten es mehrere Gottheiten, darunter Harpokrates (eine Adaptation des ägyptischen Kindergottes Horus), der mit dem Zeigefinger auf dem Mund dargestellt wurde, dem signum harpocraticum, und die Göttinnen Angerona und Muta oder Tacita. Das Schweigen galt als eine Tugend und ging mit Mäßigung im philosophischen Sinne einher. Damit stand es den sozialen und politischen Beziehungen im öffentlichen Bereich gegenüber, deren Grundlage die Redekunst war. Christliche Autoren wie Augustinus von Hippo und Ambrosius von Mailand stuften die Bedeutung der Rhetorik herab und warnten ihre Kleriker stattdessen vor den Gefahren der Schwatzhaftigkeit. Das stellte einen Bruch mit der säkularen Tradition dar, nach der die Sophisten und Redner die Sprecher der Stadt waren: Priester und Bischöfe wählten stattdessen das Schweigen als Weg ihrer Kommunikation mit Gott.



4-La última etapa de la mineria hispanorromana (Almudena Orejas y Javier Sánchez-Palencia, Grupo de Investigación Estructura Social y Territorio – Arqueología del Paisaje. CCHS, CSIC)

4-Die letzte Phase des hispano-römischen Bergbaus

Die Minen der hispanischen Provinzen verschafften Rom bedeutende Ressourcen. Ab dem 3. Jh. n. Chr. änderte sich der Bergbau jedoch radikal, und zwar nicht wegen eines Mangels an Arbeitskräften oder aufgrund von Raubbau, sondern weil die von der Zentralverwaltung kontrollierte Infrastruktur verschwand, so dass archäologische Hinweise auf den Bergbau oft nur in sehr geringem Maße oder überhaupt nicht mehr vorhanden sind. Im Nordwesten haben die hydraulischen Infrastruktur und der technische Betrieb in den Goldminen jedoch eine dauerhafte Spur in der Landschaft hinterlassen. Hier arbeitete die örtliche Bevölkerung für Rom, bis der Staat die Ausbeutung der Minen einstellte. Die Ursache dafür ist wahrscheinlich die Schwäche der Zentralgewalt und die Diversifizierung der provinzialen Interessen, die es unmöglich machte, in einem größeren Rahmen zu handeln. In einem kleineren Rahmen ging der Betrieb in den Minen trotzdem weiter. Das galt auch für die Erschließung der Goldvorkommen in den Flüssen durch Waschen des goldhaltigen Sandes.



5- Bagaudas (Gonzalo Bravo Castañeda)

5- Die Bagauden

Hydatius zufolge war die Provinz Tarraconensis in den Jahren 407-409 die einzige in Hispanien, in der sich keine Barbaren aufhielten und dennoch nahmen die Aufstände der so genannten „Bagauden“ dort ihren Ursprung. Der Begriff stammt wahrscheinlich von dem keltischen Wort für „Krieger“ (baga + uda). Es handelte sich bei den Aufständen nicht um einfache Bauernrevolten; vielmehr hatten sich dem Konflikt Gruppen und Einzelpersonen aus anderen Bevölkerungsgruppen angeschlossen, die sich der politischen und steuerlichen Kontrolle der Zentrale widersetzten. Die Bagauden entwickelten sich zu einer Bewegung, die soziale Gerechtigkeit und Autonomie bzw. Unabhängigkeit von der römischen Regierung in pars magna hispanorum et non minima gallorum forderte. In weniger als fünfzig Jahren (407-454) gelang es ihr, die politischen Pläne der römischen Zentralgewalt in Gefahr zu bringen.



6-Gala Placidia, los godos e Hispania (Rosa Sanz Serrano)

6-Galla Placidia, die Goten und Hispanien

Zu den zahlreichen verbündeten Völkern von Stilicho und Theodosius zählten die Goten unter Alarich. Der Tod seiner Anhänger sowie Konflikte mit dem neuen Kaiser Honorius brachten diesen dazu, im August 410 Rom zu plündern. Neben seiner Kriegsbeute nahm er auch Geiseln, zu denen die Augusta Galla Placidia gehörte, die Schwester des Kaisers, die nach dem Tod von Alarich im Jahre 414 in Narbonne dessen Nachfolger Athaulf heiratete. So wurde sie zur „Prinzessin“ der Goten und mit ihr verband sich die Hoffnung, ein eigenes Herrschaftsgebiet im äußersten Westen gründen zu können. Nach der Ermordung Athaulfs in Barcino schickte man sie an den Hof zurück, wo sie Kaiser Valentinian III das Leben schenkte. Im Gegenzug für ihre Freilassung erhielten die Goten Gebiete in Aquitanien und blieben dort bis zu ihrer Vertreibung durch den Franken Chlodwig nach der Schlacht von Vouillé im Jahr 407. Danach zogen sie nach Hispanien, wo sie das Reich von Toledo gründeten.



7-El Carpio de Tajo (Torrijos, Toledo) – una necrópolis de época visigoda (Barbara Sasse-Kunst)

7-El Carpio de Tajo (Torrijos, Toledo) – ein Gräberfeld aus der Zeit der Westgoten

Das Gräberfeld von El Carpio befand sich auf einer der Terrassen des Tajo, im Osten des unbewohnten mittelalterlichen Ortes Ronda, an einer Wegkreuzung. Es gehört zu einer Reihe von Gräberfeldern auf der kastilischen Hochebene aus dem 5. und 6. Jh. n. Chr. und galt ursprünglich als westgotisch. Allerdings sprechen das Fehlen von Funden in diesem Gebiet sowie der Mangel an Belegen in Schriftquellen dagegen, von einem archäologischen Beweis für eine gotische Siedlung auszugehen. Insgesamt wurden 275 Gräber gefunden – man geht von einer Bevölkerungszahl von etwa 100-150 Personen aus –, wobei nur in 91 Gräbern Beigaben eher bescheidenen Ausmaßes vorhanden waren: bei den meisten handelte es sich um Fibeln, Broschen, Ringe, Perlen und Ohrringe. Typische westgotische Grabbeigaben sind kaum vertreten; stattdessen gibt es eine Fülle von Objekten einheimischer Tradition, aber mit Charakteristika der Spätantike. Bei den reichsten Familien, die im Zentrum des Gräberfeldes bestattet wurden, könnte es sich um Familien handeln, die mit dem Westgotenreich in Verbindung standen, also um eine lokale Elite.



8-El año 476 y la “caída” del Imperio Romano (Francisco Javier Guzmán Armario)

8-Das Jahr 476 und der „Fall“ des römischen Reiches

Arnaldo Momigliano stellte seinerzeit in Frage, ob das Jahr 476 als Datum für das Ende der Antiken Welt gelten kann; er vertrat die Auffassung, dass in dieser Zeit eine Reihe von Transformationen stattfanden, die bereits unter der theodosianischen Dynastie begonnen hatten. Hierbei muss berücksichtigt werden, dass zwischen dem urbanisierten, weiter entwickelten Ostreich, das bis ins Jahr 1453 existieren sollte und dem römischen Westen, in dem der Adel mit Grundbesitz eine wichtige Rolle spielte und Barbaren und Christentum präsent waren, große Unterschiede bestanden. Diese Gegebenheiten gipfelten schließlich in der Bildung der so genannten germanischen Reiche, nicht zuletzt weil die römischen Kaiser von Honorius bis Romulus Augustulus nicht fähig waren, sich durchzusetzen: gegenüber Barbaren wie Alarich oder Geiserich, sozialen Konflikten und angesichts des Machtstrebens von Usurpatoren und großen Persönlichkeiten wie Stilicho und Aëtius waren sie letztlich machtlos.



9-El final de la dinastía teodosiana. La alternativa galorromana (Santiago Castellanos)

9-Das Ende der theodosianischen Dynastie. Die gallorömische Alternative

Im Jahre 454 wurde Aëtius, der Bezwinger Attilas, von Kaiser Valentinian III ermordet. Ein Jahr später fiel Valentinian selbst einer von dem Senator Petronius Maximus angeführten Verschwörung zum Opfer, der letztlich seine Ernennung zum Augustus durchsetzen konnte. Einige Jahre später schrieb der Chronist Hydatius, dass mit dem Tod Valentinians die theodosianische Dynastie an ihr Ende gekommen sei; von nun an würden die Kaiser durch Militärputsche, durch Verfügungen des Kaisers von Konstantinopel oder der barbarischen Generäle an die Macht gelangen. Als Beispiel sei der Gallier Avitus genannt, der Nachfolger von Petronius Maximus, der für die „gallorömische Alternative“ stand und im Jahr 456 von den Westgoten und vom Provinzialadel zum Kaiser ausgerufen wurde. Seine Herrschaft währte allerdings nur wenige Jahre – das Streben anderer Interessengruppen nach Macht war zu groß.



10-Las primeras cristianas. Las mujeres y la evolución del cristianismo primitivo (Amparo Pedregal)

10-Die ersten Christinnen. Frauen und die Entwicklung des frühen Christentums

Im Christentum genossen die Frauen im Vergleich zu anderen Bereichen, die per definitionem Männern vorbehalten waren (virilia officia), eine größere Handlungsfreiheit. So ist es nicht verwunderlich, dass sie die Protagonistinnen bei der Verbreitung des Christentums in den Städten des Reiches waren, wie zum Beispiel Phoibe in Kenchreai, Priscilla und Chloe in Korinth, Evodia und Syntche in Philippi und viele andere mehr. Manche dieser Frauen wurden als Orantinnen in den römischen Katakomben abgebildet (Priscilla), andere sind auf Mosaiken wie jenem von Santa Prassede zu sehen, wo eine Theodora Episcopa vor der versammelten Gemeinde steht. Sie litten aber auch unter den Verfolgungen und erlitten das Martyrium, wie zum Beispiel die Hispanierinnen Engracia und Eulalia, Justa und Rufina. Mit der zunehmenden Festigung der Kirche setzte sich als Modell für weibliche Vollkommenheit das Bild der mulier virilis durch, die in der Lage war, ihre „natürliche Schwäche“ durch Askese zu überwinden, wie in den Fällen von Egeria, Poemenia, Olympia oder Melanie der Älteren.



11-Imágenes de mujeres en Hispania Tardoantigua (Henar Gallego)

11-Hispanische Frauenbilder in der Spätantike

In den Christiana Tempora finden sich in der hispanischen Gesellschaft die typischen Frauenbilder des Christentums: die christliche matrona, die Märtyrerin, die geweihte Jungfrau und Witwe, aber auch die Andersgläubige. Erstere war die Hüterin des Hauses und der Kinder und sie schmückte sich mit Eigenschaften wie Ehrlichkeit, Schamhaftigkeit, Verschwiegenheit, Fruchtbarkeit und Treue; ihr Zugang zu Bildung und Wissen war beschränkt. Die Existenz von Märtyrerinnen ist in Hispanien seit der Verfolgung unter Decius dokumentiert; von diesen Frauen kennen wir aber kaum mehr als ihre Namen – und wir wissen von ihrer Tapferkeit und den Übergriffen, die sie erlitten. Für das Leben in Askese sind mehrere Beispiele überliefert; die angesehenste Lebensart war diejenige eines Lebens in Abgeschiedenheit und unter Bewahrung der Tugend. Schließlich kam den Frauen auch eine wichtige Rolle in den häretischen Bewegungen zu, wo sie in gleichem Maße wie die Männer Gestaltungsfreiheit genossen und außerdem Zugang zur Bildung hatten.



12-Imágenes del Poder: Los dípticos consulares (María Isabel Rodríguez López)

12-Bilder der Macht: Konsulardypticha

Unter den herausragendsten Werken des 5. Jahrhunderts sind die Dypticha aus Elfenbein zu nennen, die aus römischen und orientalischen Werkstätten stammen. Ihr Gebrauch war Konsuln und Kaisern vorbehalten; sie wurden für propagandistische Zwecke genutzt und stellten die Macht, den Status und die Ideologie der Eliten zur Schau. Die Dypticha des Quintus Aurelius Symmachus sind ein klares Beispiel für die Propaganda der letzten heidnischen Senatoren, die mit Inschriften elegischen Inhalts und verschiedenen Ornamenten ausgeschmückt abgebildet werden. Das Diptychon des Flavius Felix, Konsul des Jahres 428, zeigt diesen im Triumphornat (toga picta oder toga palmata) und mit calcei senatorii bekleidet; auf seinem Zepter thront ein Adler (scipio eburneus). Für das 6. Jh. sind insbesondere die Dypticha aus Konstantinopel zu nennen, wie diejenigen des Aerobindus (Konsul im Jahr 506) und Probus (Konsul im Jahr 517), auf denen ein sitzender Amtsinhaber bei der Eröffnung der Circusspiele dargestellt ist.



13-Cristianismo y herejía en la Hispana del s. IV: Prisciliano de Ávila (Victoria Escribano Paño)

13-Christentum und Häresie in Hispanien im 4. Jh.: Priscillian von Ávila

In der Zeit um 385/386 verstarb Priscillian, der Bischof von Ávila. Er war zusammen mit den Bischöfen Instantius und Salvian von den Bischöfen Hyginius von Córdoba und Hydatius von Mérida, die das Konzil von Caesaraugusta (ca. 379) einberiefen, der Ketzerei und des Manichäismus angeklagt worden. In den Konflikt waren auch Kaiser Gratian sowie die Bischöfe Damasus von Rom, Ambrosius von Mailand und Martin von Tours verwickelt, an die sich die Angeklagten hilfesuchend wandten. Die Usurpation durch Maximus (383) besiegelte jedoch gleichsam ihre Verurteilung im Konzil von Bordeaux im Jahr 383: Priscillian und einige seiner Anhänger wurden in Trier hingerichtet. Sie waren des maleficium, der Verbreitung unzüchtiger Lehren, der Abhaltung von heimlichen nächtlichen Treffen mit Frauen sowie des Betens im Zustand der Nacktheit für schuldig erklärt worden. Nach seinem Tod wurden Priscillians sterbliche Überreste nach Hispanien gebracht, wahrscheinlich in die Gallaecia, wo er als Märtyrer verehrt wurde.



14-Muerte en la infancia. Cambio y continuidad en la antigüedad tardía (Victoria Peña)

14-Tod in der Kindheit. Wandel und Beständigkeit in der Spätantike

Aus der bisherigen Forschung über Kindersterblichkeit in der Spätantike lassen sich keine klaren Erkenntnisse über rituelle, ideologische und demographische Aspekte ziehen, da es an anthropologischen und paläopathologischen Studien mangelt. Aber uns liegen Daten aus Frankreich und dem Vereinigten Königreich vor, die auf die Iberische Halbinsel übertragbar sind. Sie zeigen, dass Kinder ab einem Jahr in Amphoren oder Hohlziegeln (imbrices) in Gräben bestattet wurden, während Säuglinge, die jünger als sechs Monate alt waren, unter dem Dach der Wohnhäuser, in den Höfen, innerhalb der Mauern oder im Bedienstetentrakt beerdigt werden konnten. Ab einem Alter von sechs Jahren wurden sie wie Erwachsene in den Katakomben und auf den christlichen Friedhöfen beigesetzt. Die häufigsten Todesursachen waren fehlende Hygiene, Mangelerscheinungen, Infektionskrankheiten (Tuberkulose, Maltafieber) und verschiedene Tumore oder Deformationen; es gab auch kulturelle Muster bei der Sterblichkeit bestimmter Gruppen, zum Beispiel bei Frauen.



15-Las llamadas necrópolis visigodas de la Meseta castellana (Gisela Ripoll)

15-Die sogenannten westgotischen Gräberfelder auf der kastilischen Hochebene

Die Erforschung der so genannten westgotischen Gräberfelder auf der kastilischen Hochebene geht von einem Zusammenhang zwischen der Ankunft und Ansiedlung der Westgoten am Ende des 5. Jahrhunderts ausweislich ihrer Erwähnung in den literarischen Quellen und der Chronologie der Beigaben aus. Die Gräberfelder liegen in kurzer Entfernung voneinander zwischen den Tälern der Flüsse Duero und Tajo bei den Orten Castiltierra, Duratón, Madrona und Espirdo in Segovia, Herrera de Pisuerga in Palencia, Deza in Soria, El Carpio de Tajo in Toledo oder Cacera de las Ranas in der Nähe von Aranjuez. Die gefundenen Schmuckgegenstände werden heute als Modeerscheinungen oder Identitätsmerkmale betrachtet, nicht jedoch als die „gotische Nationaltracht“ eines germanischen Volksstamms. Bei den meisten Gräberfeldern lassen sich keine Siedlungen identifizieren; allerdings sind Ortschaften aus dem 5. und 6. Jh. in der Umgebung von Madrid bekannt (Gózquez, Quintano, Barajas, Pinto), die aus Hütten mit steinernen Sockeln bestanden und Silos, Öfen und eigene Grabstätten besaßen.



16-La cristianización de las ciudades de Hispana en la Antigüedad Tardía (Isabel Sánchez Ramos)

16-Die Christianisierung der Städte Hispaniens in der Spätantike

Der Prozess einer Transformation der Städte, der von den Bischöfen vorangetrieben wurde und mit der Errichtung von Kirchen, Taufkapellen, Residenzen, Bädern, Lagerräumen etc. in Randgebieten einher ging, war auch in den hispanischen Städten zu beobachten. Ein weiteres Charakteristikum für dieses Phänomen war das Aufkommen von identitätsstiftenden Grabmonumenten in den Nekropolen – wie in der am Francolí in Tarraco, in der der Afligidos in Complutum, jener von Neapolis in Emporiae oder der Märtyrerbasilika der heiligen Eulalia von Emerita. Auch das Vorhandensein von mensae in sigma für das Totenmahl bzw. refrigerium (Carthago Nova, Emerita, Hispalis, Tarraco), von Grabinschriften und Grabplatten (Barcino, Caesaraugusta, Emporiae, Tarraco) und von Sarkophagen mit christlicher Ikonographie (Tarraco, Corduba) trug zur Veränderung der Städte bei; ebenso die Existenz von martyria und memoriae sowie weiteren Bauten, die in Zusammenhang mit Pilgerfahrten standen wie das Krankenhaus (xenodochium) von Emerita.



17-La Bética al final del Imperio Romano. Una sociedad en transformación, unas ciudades en transición (Jerónimo Sánchez)

17-Die Baetica in der Spätantike: eine Gesellschaft im Umbruch, Städte im Wandel

Die Baetica war aufgrund ihrer Bedeutung für den Handel ein Treffpunkt der Kulturen. Die Christianisierung ihrer Städte begann in der Spätantike ab dem 4. Jh. und aufgrund der Präsenz von Bischof Ossius. Auch wenn das 5. Jahrhundert als die „dunkle Zeit“ der Baetica gilt, spielte sie ab dem 6. Jahrhundert eine wichtige Rolle in den Beziehungen zwischen dem westgotischen Reich von Toledo und dem byzantinischen Reich. Die ersten christlichen Bauten wurden außerhalb der Stadtzentren errichtet; darunter ist „Cercadilla“ hervorzuheben, das ein Palast, die Residenz eines Statthalters, eine Villa oder ein Bischofsgebäude gewesen sein könnte, sowie der Sitz der Provinzialverwaltung mit seiner dazugehörigen Nekropole. Ab dem 5. Jh. wurden Bauten wie das Forum, die Thermen und Theater verlassen und man begann, innerhalb der Mauern Bauwerke wie die Basilika Sankt Vincentius, den Palast der westgotischen Magnaten und die Basilika Sankt Christopherus zu errichten. Ebenfalls erwähnt werden soll der Sarkophag im Archäologischen Museum, auf dem Soldaten in Barbarengewändern bei der Jagd zu sehen sind.



18-Ejército tardorromano y visigodo (Dionisio Pérez Sánchez)

18-Das spätrömische und westgotische Heer

Die Rekrutierung von barbarischen Völkern für den Dienst im römischen Militär gab Anlass zur Erhebung der Steuer des aurum tironicum, die es Großgrundbesitzern ermöglichte, die Anwerbung ihrer Gefolgsleute für das Reichsheer zu umgehen. Gleichzeitig ist die Erhebung dieser Steuer in den Privatheeren derselben Adligen ein klarer Beweis für ihre Unabhängigkeit vom Staat. Die Monarchen des westgotischen Reiches von Toledo versuchten, diese Macht einzudämmen; besonders Wamba machte sich daran, die Grundlagen der militärischen Verpflichtungen zu regulieren, die seine Untertanen im Falle feindlicher Angriffe zu erfüllen hatten. Diese Regelungen betrafen die Herzöge, Grafen, thiufadi, Gardinge und andere Verwaltungsmitglieder, und auch die kirchliche Aristokratie. Die Strafen für die Missachtung der Normen waren streng und reichten von der Beschlagnahmung von Gütern und Verbannung bis hin zur Rechtsunfähigkeit und dem Fall in die Knechtschaft.



19-Los últimos soldados hispano-romanos (Alejandro Beltrán Ortega)

19-Die letzten hispano-römischen Soldaten

Orosius berichtet, dass sich im Jahr 409 n. Chr. die Privatheere des hispanischen Adels dem Eindringen von Sueben, Vandalen und Alanen nach Hispanien widersetzten. Jedoch verzeichnet die Notitia Dignitatum ein Militärkontingent im Norden Hispaniens, das aus einer Legion (VII Gemina) und fünf Kohorten (II Flavia Pacatiana, I Gallica Equitata Civium Romanorum, II Gallica, I Celtiberorum und III Lucensium) bestand. Von den meisten dieser Truppen, die das Dokument als limitanei bezeichnet – also als Grenztruppen – gibt es epigraphische und archäologische Zeugnisse aus den ersten Jahrhunderten. Es wurde erwogen, dass ihre Anwesenheit der Präsenz der unabhängigen Asturen, Kantabier und Vasconen geschuldet war. Aber ihre direkte Anbindung an die Straße zwischen Astorga (Asturica Augusta) und Bordeaux (Burdigala) legt es nahe, ihre Anwesenheit mit der annona militaris in Verbindung zu bringen, der Steuer für die Versorgung des Heeres, die mit der Ankunft der Barbaren abgeschafft werden sollte.



20-Maestros y poetas: rétores en la Antigüedad Tardía (Rosa García-Gasco)

20-Meister und Dichter: Rhetoren in der Spätantike

Seit ihren Anfängen verbreitete sich die Rhetorik – die „Redekunst“ – als eine Materie, die es wert war, gelehrt zu werden und als ein politisches Instrument. Bis ins 6. Jh. gehörte sie zum Kanon der klassischen paideia, in dem sie neben dem Studium der Literatur, der Mathematik und der Linguistik vom grammatikos erteilt wurde, welcher in der Gesellschaft hohes Ansehen und erhebliche Steuervergünstigungen genoss. Schüler wurden zunächst in progymnasmata oder „vorbereitenden Übungen“ unterwiesen, die unter anderem von Hermogenes und Nikolaus von Myra stammten. Es gab Rhetoren, die äußerst angesehen waren, wie Pampreius von Panopolis, Theodotus und Theon, der Vater der Hypatia, sowie Aeneas und Prokopios in Gaza. Andere wichtige Rhetoren waren Libanios von Antiochia, Basilius von Caesarea und der Geschichtsschreiber Ammianus Marcellinus sowie im Westen Menander von Laodikeia, Himerios von Prusias, der Lehrer des Kaisers Gratian, Ausonius von Bordeaux und Paulinus von Nola.



21-El Neoplatonismo en el ocaso del Imperio Romano (Francisco Lisi y David Hernández)

21-Der Neuplatonismus in der Zeit des Untergangs des römischen Reichs

Der Neuplatonismus – eine moderne Bezeichnung – war die wichtigste philosophische Strömung in der Zeit vom 3. bis 5. Jh. Seine Anfänge werden auf das Jahr 244 n. Chr. datiert, als Plotin seine Schule in Rom eröffnete. Der Neuplatonismus basiert auf einer Verschmelzung der platonischen Lehren mit hellenistischen Schulen und anderen Strömungen wie dem Gnostizismus und der hermetischen Tradition. Mit der Zeit wurde er zur ideologischen Grundlage des Paganismus und versuchte sich an einer Synthese aller toleranten Religionen, was de facto den Ausschluss des Christentums und des Judentums bedeutete. Als wichtige Vertreter sind neben Plotin auch Porphyrios von Tyros und besonders Iamblichos von Chalkis sowie Kaiser Julian hervorzuheben, der zu den begeistertsten neuplatonischen Philosophen zählte. Diese wurden von den christlichen Kaisern verfolgt, aber noch im 5. Jh. gab es bedeutende Neuplatoniker in den Schulen von Athen und Alexandria, die christliche, jüdische und muslimische Denker beeinflussten.



22-Las villae bajoimperiales y los cambios económicos (Juan José Ferrer Maestro)

22-Die spätrömischen villae und der wirtschaftliche Wandel

Im Mittelpunkt des wirtschaftlichen Lebens des spätrömischen Reichs stand die Landwirtschaft, von der 90% der Provinzbewohner lebten. Die Grundlage dieser Lebensweise bildeten die fundi, die die Städte – den Wirtschaftsmittelpunkt – umgaben. Die Ansammlungen von Gebäuden und anderen Elementen bildeten das Zentrum für Landwirtschaft und Viehzucht; in den Handwerksbetrieben wurden Geschirr und Amphoren angefertigt, in denen überschüssige Produkte verpackt werden konnten. Man buk Brot, schmolz Eisen und Glas, es wurde Kleidung und Schuhwerk hergestellt, außerdem Werkzeug und verschiedene Utensilien. Neben den Anlagen für Landwirtschaft und Viehzucht, den Lagerhäusern, Werkstätten und Sklavenquartieren, aus denen sich die so genannten partes fructuaria und rustica zusammensetzten, errichteten deren vermögende Besitzer prunkvolle Wohngebäude (pars urbana), die mit Mosaiken, Gemälden und Kunstwerken verziert waren. Es gab prachtvolle Bäder, Thermalanlagen und Gärten, die die soziale Stellung und wirtschaftliche Macht ihrer Eigentümer zur Schau stellten.



23-El comerciante y la ciudad en el Occidente Tardoantiguo (Enrique García Vargas)

23-Der Händler und die Stadt im spätantiken Westreich

In der Stadt der Antike – zugleich Zentrum von Verwaltung und Repräsentation – waren die Händler für die Versorgung mit Vorräten an Lebensmitteln und Luxusartikeln zuständig, die dort benötigt wurden (Gold, Silber, Elfenbein, Wein, Feinkeramik). In der hohen Kaiserzeit war den Freigelassenen eine Vormachtstellung unter den Händlern, Pfandleihern und Geldwechslern/Bankiers zugekommen. Allerdings begünstigten die Bergbau- und Silberkrise sowie die Ausbreitung des Defensivkrieges, dass sich die Zentralverwaltung einmischte und diese bevorzugte Korporationen, die auch Mitglieder aus dem Osten hatten, die so genannten Syrii oder Syrer und transmarini negotiatores. Diese galten als Garanten für den Handel und es gelang ihnen – wie zum Beispiel in Mérida –, wichtige Ämter in Kirchen zu bekleiden. Außerdem waren sie als private (nummularii) oder halböffentliche (zygostates) Geldwechsler tätig und fungierten als Mittelsmänner in Steuerangelegenheiten, weshalb sie oft den Hass von weniger privilegierten Bevölkerungsgruppen auf sich zogen.



24-Las transformaciones sociales en Hispana en la Tardoantigüedad (Rosa Sanz Serrano)

24-Sozialer Wandel in Hispanien in der Spätantike

Salvian von Marseille klagte über die Steuerpolitik des Reiches und sah darin die Ursache für den Ruin der Bevölkerung und den sozialen Wandel, der in Hispanien stattfand. Er zeigte drei Wege auf, die sich den Hispaniern boten, um diesem Druck zu entgehen: sie konnten bei den Barbaren Zuflucht suchen, bei den Bagauden (Guerilla) oder ihr Hab und Gut dem Provinzialadel überlassen. Die letzte Variante trug zur Zunahme des Phänomens der Patronatsherrschaft über ganze soziale Gruppen (vicorum) oder über Einzelpersonen (vicanorum) bei (im kirchlichen Bereich, die familia ecclesiae). Auβerdem unterstreicht Salvian, dass es den Menschen nicht möglich war, keine individuelle Kopfsteuer (capitatio), keine Steuern für das Land (agrorum munis) oder außergewöhnliche Tribute (vectigalia) entrichten zu müssen. So beobachtete er die Verbreitung des Kolonats, das die Grenzen zwischen freien Menschen und Sklaven (ingenui / servi) verschwinden ließ. Stattdessen unterschied man nun zwischen honestiores, nobili oder possesores und den inferiores oder viliores.



25-Los espectáculos y la Hispania Romana (José María Blázquez Martínez)

25-Die Spiele im römischen Hispanien

Rom führte nach der Eroberung Hispaniens dort die Spiele ein und verpflichtete die örtlichen Amtsinhaber, die Kosten dafür zu übernehmen. Aufgrund ihres religiösen Ursprungs verurteilten christliche Autoren wie Tertullian in seinem De spectaculis die öffentlichen Spiele in Theater, Amphitheater und Zirkus. Dieser Ablehnung schlossen sich auch die Konzilien und die großen Kirchenväter – zum Beispiel Johannes Chrysostomos oder Salvian von Marseille – an. Hispanien verfügte über wichtige Bauwerke wie das Theater von Mérida oder das Amphitheater von Tarraco; zudem exportierte es hervorragende Pferde in alle Provinzen. Daher liegen uns spätantike Zirkusmosaiken in Mérida, El Val (Alcalá de Henares), Jerez de los Caballeros, Torre de Palma (Lusitania), Aguilafuente (Segovia) oder Puigvert de Agramunt vor. In einigen – zum Beispiel in Bell-Lloch (Girona) und Barcelona – sind die Namen der Pferde und der Wagenlenker aufgeführt.



26-En los inicios de un estereotipo (Carlos G. Wagner)

26-Die Anfänge eines Vorurteils

Die Tatsache, dass Völker, die sich selbst als „zivilisiert“ bezeichnen, eine Unterscheidung treffen zwischen sich und denen, die sie nicht auf gleicher Ebene sehen, ist so alt wie die Anfänge der Menschheitsgeschichte. Im antiken Nahen Osten betrachteten die Sumerer und Akkader – stolze Bewohner einer ursprünglichen städtischen Welt – andere Wüsten-, Steppen- und Bergbewohner, die qutu, als unterlegen, gefährlich und verachtenswert. Diese Ablehnung traf auch andere Nachbarn wie die martu, die in Zelten und Hütten lebten, rohes Fleisch aßen und die Technik des Hausbaus nicht beherrschten. Ähnliche Stereotypen gab es auch in den Beziehungen zwischen den Hethitern und den kashkas in den benachbarten Bergen. Jahrhunderte später prägten die Griechen den Ausdruck „Barbaren“ für jene, die keine hellenische Sprache beherrschten und schließlich hafteten dem Begriff eine Reihe von abwertenden, Minderwertigkeit vermittelnden Konnotationen an. Rom folgte der griechischen Tradition und nahm das Vorurteil vom Barbaren in sein Gedankengut auf.



27-Epígrafes paganos, templos cristianos (M. del Rosario Hernando Sobrino)

27-Pagane Inschriften, christliche Tempel

Die dem deus Erudinus gewidmete Inschrift (Monte Dobra, Torrelavega, Kantabrien) galt als Beweis für den Fortbestand paganer Kulte auf der Iberischen Halbinsel, bis deren Datierung auf das 2. Jh. vorgezogen wurde. Dennoch gibt es für das Fortbestehen eine Vielzahl anderer Belege, zum Beispiel das spätrömische Heiligtum innerhalb des castrum in Facho del Donón (Cangas de Morrazo, Pontevedra), das dem Deus Lar Berobreus gewidmet ist, oder die vielfältigen Graffiti und tituli picti in einigen Kultstätten in Höhlen (La Griega in Pedraza, Segovia, oder die Cueva Negra in Fortuna, Murcia). Außerdem gibt es eine beträchtliche Anzahl von Beweisen für die Wiederverwendung von paganen Inschriften im Bau christlicher Tempel (die Heiligtümer von Endovelicus in Terena (Alandroal, Évora), von Veliko in Postoloboso (Candeleda, Ávila) oder von Ataecina in Santa Lucía del Trampal (Alcuéscar, Cáceres), wobei in den meisten Fällen unbekannt ist, wie viel Zeit zwischen der Zerstörung und der Wiederverwendung verstrich.



28-Religión, adivinación y astrología (Santiago Montero Herrero)

28-Religion, Wahrsagerei und Astrologie

Die Verfolgung der paganen Religionen begann im 4. Jh. mit der Erklärung des Christentums zur offiziellen Religion des Reiches. Innerhalb der heidnischen Praktiken wurde die Wahrsagerei in all ihren Varianten am stärksten verfolgt; dazu gehörten  Prophezeiungen anhand des Vogelfluges und der Stimmen der Vögel oder die Opferschau, bei der die Eingeweide (exta) der Opfer untersucht wurden. Das Christentum war auch der Astrologie gegenüber äußerst intolerant und betrachtete diese als eine Bedrohung, da sie zum Ziel hatte, in die Zukunft zu sehen und nach einer Alternative zur göttlichen Autorität suchte. Es wurden Gesetze gegen die mathematici erlassen, obwohl die Astrologie auch in vielen christlichen Kreisen praktiziert wurde, in denen man keine Unvereinbarkeit von Glauben und Astrologie sah. Während in Hispanien die Priscillianer verfolgt und Konzilien wegen ihnen abgehalten wurden, gab es im Osten noch herausragende Astrologen, zum Beispiel Proklos von Konstantinopel, Julian von Laodicea und Paulus von Alexandria.



29-Viajes por el Mediterráneo en la Antigüedad Tardía.- La aventura de Egeria (Rosa Cid)

29-Reisen durch den Mittelmeerraum in der Spätantike.- Das Abenteuer der Egeria

Während der Antike wurde das Mittelmeer von den unterschiedlichsten Menschen befahren. Oft waren es Mönche, die solche Fahrten unternahmen, aber es gab auch weibliche Reisende wie die Hispanierin Egeria, die aus einer wohlhabenden Familie stammte und eine fromme, gebildete Frau war. Sie unternahm mit beachtlichem Gefolge eine Reise nach Jerusalem, Sinai, Ägypten und Konstantinopel, um die Klöster des Orients und die Schauplätze des Lebens von Jesus sowie anderer biblischer Figuren kennenzulernen. Ihre Erlebnisse schilderte sie in dem bekannten Werk „Reisebeschreibung oder Pilgerfahrt der Jungfrau Egeria“, das im Jahr 1884 von F. Gamurrini entdeckt wurde. Allerdings hatte bereits der Abt Valerius von Bierzo das Buch erwähnt; ihm zufolge kam Egeria aus der Gallaecia (vielleicht aus Cauca, Coca, Segovia wie Theodosius). Es gab auch noch andere Frauen, die ähnliche Reisen unternahmen, wie die Römerin Melania, die „aus Liebe zu Gott“ die Sicherheit ihrer domus verließ.



30-Mantenimiento viario en la Hispania del siglo IV: el entorno de Bracara Augusta (Jorge Sánchez-Lafuente Pérez)

30-Die Instandhaltung der hispanischen Straßen im 4. Jh.: die Umgebung von Bracara Augusta

Es gibt kaum überlieferte Berichte über die Instandhaltung der hispanischen Straßen im 4. Jh.; allerdings wurde der Umgebung von Bracara Augusta und der Provinz Lusitania besondere Aufmerksamkeit zuteil, und zwar hauptsächlich der Wartung der Verbindung zwischen Bracara Augusta und Asturica Augusta, wo sich die Mehrheit der Meilensteine der Gallaecia im 3. und 4. Jh. fand. Daraus lässt sich schließen, wie gewissenhaft die Via Nova XVIII auf den letzten Abschnitten des Itinerarium Antonini instand gehalten wurde. Es sind Meilensteine von den Kaisern Constantius I, Galerius, Constantius Chlorus, Licinius, Konstantin, Konstantin II, Constans, Constantius II, Magnentius, Decentius und Julian erhalten. Die besondere Sorgfalt bei der Wartung der Straßen im Norden führten einige Autoren auf die Goldgewinnung und auf das daraus resultierende Bestreben zurück, das gewonnene Edelmetall auf dem Seeweg ans Mittelmeer zu bringen.



31-Los grandes programas decorativos en las ciudades y villae de Hispana (s. IV y V) (José María Álvarez y Trinidad Nogales)

31-Die Bauprogramme in den Städten und villae in Hispanien (4. und 5. Jh.)

Die Romanisierung der Iberischen Halbinsel brachte neue dekorative Elemente in den öffentlichen und privaten Bereich. Der offizielle Bereich, der vor allem die Foren – Orte politischer Propaganda – und Festspielgelände umfasste, war vom Bild des Kaisers und dem der Eliten in all seinen Varianten geprägt. Die komplexen Strukturen der Provinzialverwaltung im spätrömischen Reich und das neue ideologische Universum brachten jedoch andere, neue künstlerische Ausdrucksformen mit sich, die auf christliche Vorbilder zurückgingen. Das private Leben wurde auf prachtvolle Weise innerhalb der villae dargestellt; dort hielten sich die traditionellen Kunstformen, zum Beispiel Portraits der örtlichen Aristokraten oder das Mosaik, als Medium des künstlerischen und ideologischen Ausdrucks. Hier ist zum Beispiel der Dominus bei der Jagd abgebildet, umringt von den vier Jahreszeiten, die auch als Darstellung seiner Frau und seiner Töchter interpretiert werden können.



32- El fin del mundo antiguo, Gibbon y la pintura de historia del siglo XIX (Gloria Mora)

32- Das Ende der antiken Welt, Gibbon und die Malerei des 19. Jahrhunderts

Im 18. Jh. erwachte Dank der Philosophie der Aufklärung das Interesse der Historiker an der letzten Phase des römischen Reiches. Montesquieu und Edward Gibbon stellten die These auf, dass die antike Welt erst mit der Eroberung Konstantinopels durch die Türken im Jahr 1453 geendet sei. Außerdem war in ihren Augen eine Reihe von Faktoren für das Ende des Reiches verantwortlich. Ihre Thesen wurden in der Chronistik des 19. Jahrhunderts aufgegriffen, in der zudem der belebende Einfluss der Barbaren überschätzt wurde, wie aus den Gedichten von Espronceda oder den Gemälden von Ulpiano Checa hervorgeht. Im Rahmen der liberalen Revolutionen wurden die Reiche, die diese Völker gründeten, mit den Wurzeln ihrer eigenen Nationen in Verbindung gebracht. Im Falle Spaniens sieht Modesto Lafuente in seinem Werk „Historia“ (1850-1867) die wahren Anfänge der spanischen Monarchie und Teile der spanischen Wesensart in der westgotischen Zeit und im Christentum.



33-La imagen de Hispana en el Bajo Imperio (Fabiola Salcedo)

33-Das Bild von Hispanien im spätrömischen Reich

Die Darstellung eines Wahrzeichens oder repräsentativen Bildes einer ethne, natio oder provincia ist ein kulturelles Phänomen, das über den Bereich der visuellen Kunst hinausgeht. In Rom wurden die eroberten Gebiete in Form von unterworfenen Wesen oder weiblichen Gottheiten dargestellt, die „Personifikationen“ genannt werden. Die erste Darstellung von Hispanien befand sich auf dem Denar von Aulus Postumius Albinus aus dem Jahr 81 v. Chr. Sie trägt einen Schleier und sieht aus wie eine „Barbarin“. Später ist sie mit Ähren, Lanzen und der caetra abgebildet, sowie unter Hadrian und Antonius Pius als provincia pia fidelis mit einem Olivenbaum, Weizen und einem Kaninchen. Aus dem 4. Jh. n. Chr. gibt es kaum Abbildungen von Hispanien, wobei jedoch eine aus der Notitia Dignitatum hervorzuheben ist, in der die hispanischen Provinzen personifiziert und sehr vereinfacht mit einer turmförmigen Krone, Heiligenschein und den Händen voller Goldmünzen abgebildet sind; das bedeutet einen Bruch mit der bisherigen Tradition.



34-El fin del Imperio romano en la provincia africana de las Hispanias. Tingitana (Noé Villaverde)

34-Das Ende des römischen Reichs in der afrikanischen Provinz Hispaniens, der Tingitana

Das Südufer der Meerenge von Gibraltar war die äußerste Grenzlinie des römischen Westreichs. Angesichts der engen wirtschaftlichen Beziehungen und der Völkerwanderungen lässt sich nachvollziehen, warum Mauretania Tingitana mit der Hauptstadt Tingi als hispanische Provinz aufgeführt wurde. Aufgrund der Einfälle von Vandalen, Sueben, Alanen und Westgoten auf die Iberische Halbinsel ab dem Jahr 408 war laut der Notitia Dignitatum die Entsendung von Truppen in die Gegend erforderlich. Doch nach der Zerschlagung der Verwaltungsstrukturen des Reiches festigte sich ab dem Jahr 426 die Bischofsherrschaft als einzige Macht. Nach Prokop von Cesarea machte der Vandalenkönig Geiserich nur vor den Mauern von Septem (Ceuta) halt, das er als Flottenstützpunkt für seine Nachhut okkupierte. In einigen Städten – zum Beispiel in Volubilis, Tingi und Septem – hielt sich die römische Sozialstruktur jedoch noch bis zur Ankunft der arabischen Eroberer am Ende des 7. Jahrhunderts.



35-Los vándalos (David Álvarez Jiménez)

35-Die Vandalen

Am Ende des Jahres 406 drangen die Vandalen in Gallien und danach in Hispanien ein; im Jahr 429 zogen sie schließlich unter Führung ihres Königs Geiserich weiter nach Afrika. Aufgrund der untätigen Haltung des Reiches konnten sie 435 ein erstes Abkommen mit Rom erwirken, das es ihnen erlaubte, sich als Foederaten in Numidien niederzulassen; 439 nahmen sie dann überraschend Karthago ein. Im darauf folgenden Jahr begann Geiserich einen eindrucksvollen „Piratenfeldzug“ gegen Italien und gründete das erste unabhängige barbarische Reich auf römischem Boden. Nach der Ermordung seiner Verbündeten – des Patriziers Aëtius und Valentinians III – organisierte er eine Expedition, mit der er Rom plünderte, und setzte die Seeräuberei als ein Mittel im Kampf gegen die zwei Reiche ein. So gelang es ihm, zwei aufeinander folgende Friedensabkommen zu schlieβen: im Jahr 474 mit Zenon, dem Kaiser des Ostreiches, und im Jahr 476 mit Orestes, dem Vater des letzten römischen Kaisers Romulus Augustulus.



36-Las razones del usurpador (María José Castillo)

36-Die Gründe des Usurpators

Der Tod von Theodosius I im Jahr 395 stellte die tatsächliche Teilung des römischen Reiches und damit den Anfang vom definitiven Ende des römischen Westreiches dar. Weder Stilicho als Heermeister von Honorius noch Valentinian III (425-455) waren in der Lage, das Machtstreben derer in Schranken zu halten, die das Westreich an sich reißen wollten. Daher ist es nicht verwunderlich, dass in den Jahren vor dem endgültigen Untergang des Weströmischen Reichs (476) ein Usurpator auf den anderen folgte. Diese sahen ihre Chance in der Isolierung und Wehrlosigkeit der Provinzen angesichts des Vordringens der Barbaren, aber auch in der Untauglichkeit einiger Kaiser, die von ihren Generälen dominiert wurden. Zudem wurde auf derartige Auflehnungen kaum reagiert und nicht hart durchgegriffen. Die Macht der Usurpatoren war jedoch kurzlebig, weil sie nicht in der Lage waren, mit der Unterstützung des Militärs, des römischen Senats und des Ostkaisers eine gewisse Glaubwürdigkeit und Legitimität zu gewinnen.



37-La piratería tardoantigua (David Álvarez Jiménez).

37-Die Seeräuberei in der Spätantike

Auch wenn Pompeius Magnus die Piraterie in Kilikien zerschlagen hatte, konnte er der Seeräuberei doch kein Ende setzen. Daher blieb die Auslöschung der Seeräuberei weiterhin ein wesentliches Ziel, das im Rahmen des Konzeptes der pax Romana angestrebt wurde. Ab dem 3. Jh. tauchten neue Akteure an den atlantischen Küsten des Reiches auf. Es handelte sich um barbarische Piraten, die hauptsächlich fränkischer und sächsischer Abstammung waren und aus dem heutigen Holland und dem Nordwesten Deutschlands kamen, außerdem um die Heruler aus dem heutigen Dänemark und die Friesen, ebenfalls aus Holland sowie andere Gruppen, die von den britischen Inseln stammten, sowie die Skoten aus dem heutigen Irland. Als Schutz gegen diese Bedrohung wurde der Litus Saxonicum auf beiden Seiten des Ärmelkanals errichtet, um den Rhein und Britannien kontrollieren zu können. Hispanien wurde zwei Mal von herulischen Piraten heimgesucht, während im Mittelmeerraum vor allem die Vandalen hinter der Staatspiraterie steckten.



38-Julia Domna: Filósofa y patrona de intelectuales (María José Hidalgo de la Vega)

38-Julia Domna: Philosophin und Patronin der Intellektuellen

Julia Domna war die Tochter von Julius Bassianus, Oberpriester des syrischen Sonnengottes Baal in der Stadt Emesa (heute Homs). Sie heiratete den Kaiser Septimius Severus; aus dieser Ehe gingen die Söhne Caracalla und Geta hervor. Julia Domna erhielt den Titel Augusta und eine Reihe weiterer Titel und Ehrungen und ist sogar zwischen ihren Söhnen auf Münzen abgebildet. Sie war eine intelligente, gebildete und brillante Frau, die mehrere Sprachen beherrschte, Rhetorik und Philosophie studierte und sich mit einem Kreis von Philosophen, Sophisten, Rhetoren und anderen Intellektuellen umgab; so zählte sie zu den Mäzenen ihrer Zeit. Ihrem Mann und ihrem Sohn Caracalla, während dessen Herrschaft sie offizielle Ämter innehatte, war sie eine ausgezeichnete Beraterin. Nach einem Militärputsch, bei dem ihr Sohn getötet wurde, beschloss sie im Jahr 217, sich in Antiochia zu Tode zu hungern, obwohl ihr der Senat die Apotheose gewährte. Sie galt als ein Vorbild für die christlichen Kaiserinnen im 4. und 5. Jh.



39-El Cristianismo en Oriente: las iglesias bizantinas de Petra (Carmen Blánquez Pérez)

39-Das Christentum im Orient: die byzantinischen Kirchen von Petra

Die Lebendigkeit des Christentums in Petra manifestiert sich in der Errichtung von Kirchen sowie in der Wiederverwendung von nabatäischen Bauwerken für christliche Zwecke. Nach dem Erdbeben von 363, das den Ort verwüstete, wurden auf einer Anhöhe im Norden von Petra drei Bauwerke errichtet: die Kirche von La Loma (wörtl. „auf dem Bergrücken“) im Süden, am Abhang die Blaue Kapelle und weiter unten die Kirche der Mosaike. Die Anlage wurde vom American Center of Oriental Research ausgegraben. Am schlechtesten konserviert ist die Kirche auf dem Bergrücken, während in der Blauen Kapelle vier blaue Granitsäulen erhalten sind, die von nabatäischen Kapitellen gekrönt sind. Man nimmt an, dass die Kapelle die Residenz des Bischofs war. In der Kirche der Mosaike sind mehrfarbige Kunstwerke erhalten, die Menschen und Tierfiguren zeigen; hier befindet sich auch das wichtigste Baptisterium des Orients. Einigen Papyri zufolge, die in der Anlage gefunden wurden und die in das 6. Jh. datieren, war es der Jungfrau Maria gewidmet.



40- Púrpura. El color del poder (Pilar Fernández Uriel)

40- Purpur. Die Farbe der Macht

Der Purpurfarbstoff stammt aus den Drüsen bestimmter Meeresschneckenarten und seine Gewinnung erforderte eine komplizierte, kostspielige Technik (ars purpuraria, porfiriutiké), die von speziell geschulten Arbeitern (purpurarius, porphireus) in ihren Werkstätten (officina purpuraria, porphireía) eingesetzt wurde. Die Qualität und die Anziehungskraft der Farbe machten sie zu einem Kennzeichen für Luxus und zum königlichen und religiösen Symbol. Purpur erlangte seine vollständige symbolische Bedeutung, als Robe, Chlamys und purpurne Krone zu göttlichen Insignien wurden (adoratio purpurae), einem Zeichen von Macht und Amtsgewalt (potestas). Das Monopol für Purpurproduktion und -handel hielt der Staat, und die Bezeichnung purpuratus wurde für den legitimen Herrscher gebraucht, der zudem auch porphyrogenitus war, d.h. geboren in einem Raum mit purpurnen Wänden. Der Marmor, aus dem die kaiserlichen Sarkophage bestanden, war ebenfalls purpurfarben.



41-El missorium de Teodosio: elites imperiales y campiñas lusitanas (Saúl Martín González)

41-Das missorium von Theodosius: kaiserliche Eliten und lusitanische Landschaften

Es existieren nur wenige archäologische Fundstücke, die so typisch für das Ende der römischen Herrschaft im Westen sind wie das missorium von Theodosius. Es handelt sich um eine silberne Platte, die wohl ein Präsent an einen lusitanischen Adligen des aus Cauca (Coca, Segovia) stammenden Kaisers war. Das Stück wurde 1847 südlich von Almendralejo in der Nähe von Mérida, der Hauptstadt der hispanischen Diözese, gefunden. Die Silberplatte mit Spuren von Gold in den Inschriften wurde wahrscheinlich in Konstantinopel anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der Herrschaft (decennalia) von Theodosius im Jahr 388 angefertigt, wie aus der Inschrift auf der Platte hervorgeht. Die Figur des Kaisers ist größer dargestellt als die anderen, und er überreicht einen Erlass (wahrscheinlich eine Ernennung) an einen Schreiber. Dabei ist er von seinen beiden Mitkaisern, Valentinian II und seinem Sohn Arkadius (oder von seinen beiden Söhnen Arkadius und Honorius), sowie von seiner Garde umgeben.

Principio del formulario

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42-Los bárbaros y la pérdida de las Hispanias (Rosa Sanz Serrano)

42-Die Barbaren und der Verlust der hispanischen Provinzen

Die Sueben, Vandalen und Alanen gelangten im Jahr 409 nach Hispanien, wobei sie das Chaos in Gallien ausnutzten, das die Usurpation durch Konstantin III gestiftet hatte. Dessen Truppen, die mehrheitlich germanischen Ursprungs waren, traten im Norden gegen die Privatheere einiger spanischer Adliger (Didymus, Verinianus, Theodosiolus und Lagodius) an. Letztere unterlagen und dies bedeutete in den Worten von Orosius „den Verlust der hispanischen Provinzen“, der den Einmarsch der Barbaren zur Folge hatte. Nach den anfänglichen Auseinandersetzungen versuchten diese, Abkommen mit den Hispaniern zu schließen, die „nicht länger römisch sein wollten“. Die hasdingischen Vandalen „besetzten“ die Gallaecia, die Sueben den westlichen Teil Hispaniens entlang des Meeres, die Alanen die Provinzen Lusitania und Carthaginensis und die silingischen Vandalen gingen in die Baetica. In der Chronik des Bischofs Hydatius ist beschrieben, welche Ereignisse die Alanen und Vandalen schließlich dazu brachten, in den Norden Afrikas weiterzuziehen. Zudem berichtet die Chronik von der Entstehung des neuen suebischen Reichs im Nordwesten mit der Hauptstadt Bracara Augusta (Braga).



43-La defensa urbana: El amurallamiento de las ciudades (José Manuel Roldán Hervás)

43- Stadtverteidigung: Die Ummauerung der Städte

Die Mauern, die das Gelände der römischen Städte umgaben, waren ein symbolisches Element, das den heiligen, institutionellen und architektonischen Bereich der Stadt eingrenzte, das zugleich Verzierung war und die Bedeutung der Stadt unterstrich. In Hispanien erfüllten sie ab dem 3. Jh. jedoch auch eine Schutzfunktion, was angesichts der Eskalation der Aufstände und des Banditentums sowie als Verteidigung gegen die barbarischen Invasionen auch erforderlich war. Nach einem Gesetz aus dem Jahr 396, das von Theodosius, Arkadius und Honorius erlassen wurde, waren die Amtsinhaber und Stadtbewohner dazu verpflichtet, sich um die Errichtung und Verstärkung der Mauern zu kümmern. Hydatius berichtet, dass die Hispanier in den Städten und Hochburgen (civitates et castella) Zuflucht suchten. Zu den wichtigsten  zählen Lugo (Lucus Augusti), Zaragoza (Caesaraugusta), León (Legio), Cáceres (Castra Caecilia), Alcalá del Río (Ilipa), Ronda (Acinippo), Barcelona (Barcino) und Astorga (Asturica Augusta).

44-La batalla del río Frígido o el final del Olimpismo clásico (Saúl Martín González))

44-Die Schlacht am Frigidus oder das Ende des klassischen Olympismus

Mit dem Spanier Theodosius begann die Zeit der Vorherrschaft der barbarischen Generäle, von denen besonders die Franken Bauto und Merobaudes sowie der magister militum Arbogast, der Hauslehrer des jungen Valentinian II, von Bedeutung waren. Der Senat sah in diesem eine Chance, dem Einfluss der Christen entgegenwirken zu können. Nach der Ermordung Valentinians im Jahr 392 wurde mit Arbogasts Hilfe Flavius Eugenius, ein Rhetor und Grammatiklehrer, in Lugdunum (Lyon) zum Kaiser ausgerufen. Kaiser Theodosius widersetzte sich und trat ihnen in den julischen Alpen entgegen (auf dem bewaldeten Gebirgsplateau, das als Saltus Ad Pirum bekannt war, und im Tarnowaner Wald), wo er am 5. und 6. September 394 nahe dem Fluss Frigidus (heute Wippach) auf die Truppen von Eugenius traf. Dessen Truppen wurden von dem Goten Gainas und dem Spanier Bakur angeführt. Eugenius wurde von seinen eigenen Männern ermordet, und Arbogast beging auf römische Art Selbstmord – er stürzte sich in sein Schwert.



45-Adrianópolis, el principio del fin (Jesús Sánchez Jaén)

45-Adrianopel, der Anfang vom Ende

Am 9. August 378 fand nordöstlich von Adrianopel (heute Edirne, Türkei) eine der großen Schlachten zwischen Römern und Barbaren statt. Auslöser dafür war ein „Asylgesuch“ der terwingischen Goten, die auf der Flucht vor den herannahenden Hunnen waren und Obdach auf römischem Territorium suchten. Bei der Organisation des Donauübergangs kam es jedoch aufgrund von Schikane, Erpressung und Raub seitens der römischen Beamten so weit, dass die Goten den Limes mit Waffengewalt durchbrachen und die Orte Mösien und Thrakien plünderten. Valens bat den Westkaiser Gratian um Hilfe und traf in Adrianopel mit sieben Legionen und einer beachtlichen Zahl an Hilfstruppen auf eine Koalition von greutungischen und terwingischen Goten, Alanen und Hunnen. Das Reich unterlag, da die von Gratian angeführte Verstärkung zu spät kam und es gab sehr viele Tote, darunter auch den Kaiser selbst, dessen Leiche nie gefunden wurde.



46-La Antigüedad Tardía en el norte de Hispana (Ignacio Ruiz Vélez y Fernando Rodríguez-Aragón)

46-Die Spätantike im Norden Hispaniens

Das Ende der Antike war im Inneren der Iberischen Halbinsel durch eine Welt von villae gekennzeichnet – wie zum Beispiel Toralla (Galizien), Veranes (Asturien), La Olmeda (Palencia) oder Almenara de Adaja (Valladolid) – aber auch von Gräberfeldern mit Grabbeigaben vom Typus Duero, die ein Beleg für die Präsenz von Völkern germanischen Ursprungs sind. Nur bei wenigen Orten ist es angemessen, diese als Städte zu bezeichnen, zum Beispiel im Falle von Bracara, Lucus, Asturica, Clunia Legio, Pallantia, Tiermes, Veleia oder Pompaelo. Die Barbaren plünderten einige Ortschaften und errichteten an ihrer Stelle dorfartige Strukturen mit einem höher gelegenen Wohngebiet (castella), das aus den ehemaligen Wallburgen gebildet wurde. Die Anfänge des Christentums sind an Elementen wie dem Christusmonogramm im Mosaik in der villa Prado (Valladolid) oder den Sarkophagen von La Bureba (Burgos) erkennbar.



47-La Antigüedad Tardía en territorio de Vascones (ss. III-V d. C.) (Javier Andreu Pintado, María J. Peréx Agorreta y Mercedes Unzu Urmeneta)

47-Die Spätantike im Gebiet der Vasconen (3.-5. Jh. n. Chr.)

Ab dem Ende des 3. Jahrhunderts n. Chr. wird in der lateinischen Literatur erneut die Volksgruppe der Vasconen erwähnt, und zwar unter Verwendung der klassischen Schlagwörter der ferocitas und des Heidentums. Dabei sind in der Sachkultur keine charakteristischen Elemente überliefert, die dies belegen würden oder die die Vasconen in Verbindung mit den Bauernaufständen (bagaudae) brächten, über die wir aus den überlieferten Quellen wissen. In der Spätantike ist die Existenz wichtiger civitates in zentralen und östlichen Gebieten des Territoriums bekannt (Pompaelo, Caesaraugusta oder Tarraca, Los Bañales de Uncastillo); klare Anzeichen für eine Christianisierung sind der Sarkophag mit Christusmonogramm in der Grabstätte von Campo Real/Fillera in Sos del Rey Católico (Sangüesa) sowie eine Inschrift in Cascante. Bis ins 7. Jh. wurden jedoch keine neuen Städte gegründet; danach wurde zum Beispiel Ologicus, das heutige Olite, von Suinthila erbaut.



48-Hispania  y la circulación de moneda romana tras la muerte de Teodosio (395 d.C.) (Fernando López)

48-Die Verbreitung römischer Münzen in Hispanien nach dem Tod von Theodosius (395 n. Chr.)

Die Niederlage von Eugenius in der Schlacht am Frigidus (394 n.Chr.) und der Tod von Theodosius brachten eine fast vollständige Einstellung der Prägung von Bronze- und Silbermünzen im Westreich mit sich, wobei die existierenden, bereits geprägten Münzen weiterhin verwendet wurden. In Britannien wurden Händler oft mit schlechteren Münzen von geringerem Edelmetallgehalt bezahlt. Diese Praxis ist auch von zahlreichen siliqua von spätrömischen Kaisern und im Nordosten Spaniens bekannt. Möglicherweise steht sie mit der Kontinuität römischer Verwaltungsstrukturen in Barcino und Tarraco in Zusammenhang. In späterer Zeit nahm die Bedeutung des Westens Hispaniens - insbesondere der Verbindung zwischen Sevilla und Braga - zu; darauf verweisen die ausgeprägten Handelskontakte zwischen den beiden Städten. Im suebischen Reich von Braga wurden ebenfalls die römischen Münzen wiederverwendet. Somit gab es keine großen Unterschiede zwischen den Entwicklungen auf der Iberischen Halbinsel und denen in den wohlhabendsten Regionen um Mittelmeer und am Atlantik.



49-Introducción general a la situación del limes renano-danubiano (David Álvarez Jiménez)

49-Allgemeine Einführung in die Situation am Donau-Iller-Rhein-Limes

Seit der augusteischen Zeit setzte das römische Reich auf eine statische Grenzverteidigung. Während der Herrschaft von Hadrian wurde in Britannien der Hadrianswall errichtet und man begann, die Nordgrenze, die dem Verlauf der Flüsse Rhein und Donau folgte, zu verstärken. Die agri decumates, die sich zwischen den Oberläufen der Flüsse befanden, wurden mit einem beträchtlichen Netz von Verteidigungsanlagen und Festungen ausgestattet, um das Eindringen der Barbaren zu bremsen. Mit der Einführung der Regierungsform der Tetrarchie änderte sich das Verteidigungsmodell; es basierte nun auf einer Tiefenverteidigung, die auf der Stationierung von Garnisonen in Städten, und Dörfern, an Straßen und an Orten im Landesinneren, sowie mobilen Truppen, den comitati, aufbaute. Dies stellte einen Gegensatz zum System der Grenzsoldaten oder limitanei und der Errichtung von Kolonien der barbarischen Laeti dar. Zur Zeit von Stilicho wurde das System schwächer, da Truppen aus den gallischen und spanischen Provinzen sowie aus Britannien und dem Norden Afrikas abgezogen wurden, weil diese am rheinischen Limes gebraucht wurden.



50-El cine imagina el fin de la Antigüedad (Francisco Salvador Ventura)

50-Das Ende der Antike in der Welt des Kinos

Das Ende der Alten Welt ist nicht unbedingt ein Lieblingsthema in Historienfilmen. Dennoch gibt es bemerkenswerte Beispiele, von denen die meisten aus den 50er und 60er Jahren stammen – zum Beispiel „The Fall of the Roman Empire“ (Anthony Mann, 1964), der in Spanien gedreht wurde und vom Werk Gibbons inspiriert worden war. „La vendetta dei barbari“ (Giuseppe Vari, 1960) handelt von der Plünderung Roms durch die Goten im Jahr 410, „Simón del desierto“ (Luis Buñuel, 1964) zeigt eine sehr persönliche Darstellung der Figur des Symeon Stylites aus Sicht des Regisseurs. Aus jüngster Zeit stammt Gladiator (Ridley Scott, 2000). Zudem ist „Teodora, emperatrice di Bisanzio“ (Riccardo Freda) hervorzuheben, der auf dem Leben des Historikers Prokopios basiert, aber an Evita Perón erinnert, oder „Il terrore dei barbari“ (Carlo Campogalliani, 1959). Kürzlich entstand die postmoderne Produktion Ágora (Alejandro Amenábar, 2009), in der religiöse Konflikte thematisiert werden.



51- Claridad en Medio de la confusión…La aventura es la aventura (Francisco J. Moreno Arrastio

51- Klarheit inmitten von Chaos… Ein Abenteuer ist ein Abenteuer

Das 5. Jh. n. Chr. (nach Gildas dem Weisen das 6. Jh.) war der zeitliche Schauplatz von König Arthur. Seine Legende entstand wahrscheinlich aus den Erinnerungen eines römischen Militärkommandanten, der sich selbst überlassen wurde, als Rom sich aus Britannien zurückzog. Dennoch wird König Arthur in der Regel nicht mit dem Ende des Weströmischen Reichs in Verbindung gebracht. Anders ist das allerdings in der langen epischen Erzählung in Comicform von Hal Foster, „Prince Valiant in the Days of King Arthur“ (Prinz Eisenherz 1788). Sie berichtet von den Abenteuern des Prinzen Arn von Thule, der aus dem nebligen Norwegen an die bewegtesten Schauplätze des 5. Jahrhunderts gelangt; die Umwälzungen zum Ende des Imperiums dienen als Nebenschauplätze. Paradoxerweise fehlt es dieser Erzählung über das 5. Jh., die weitere Verbreitung als jede andere über diese Zeit erreicht hat, an historischer Genauigkeit; sie suggeriert eher eine Abenteuerlandschaft als eine historische Wirklichkeit, die kaum wahrnehmbar ist.



52-“The lost art of keeping a secret”. Poder e Território: O Alto Alentejo entre o Império e a Antiguidade Tardia (André Carneiro)

52-“The lost art of keeping a secret”. Macht und Territorium: Der Alto Alentejo zwischen dem Reich und der Spätantike

Der portugiesische Alto Alentejo, der sich zwischen der Hauptstadt der Provinz Lusitania, Augusta Emerita, und dem atlantischen Finisterrae befindet, war mit mindestens drei wichtigen Römerstraßen verbunden. Es gab jedoch kaum Städte, mit Ausnahme von Amaya. In diesen Gebieten wurden drei Arten von Besiedelungsstrategien verfolgt: es gab zentrale Gebiete mit überwiegend großen Städten, die durch Straßen verbunden waren, Randgebiete zwischen den Städten mit einer hohen landwirtschaftlichen Kapazität und kleinen ländlichen Einheiten sowie äußerst abgelegene Gegenden mit unstrukturierten Siedlungen, die aus unabhängigen oder isolierten Ortschaften bestanden. In der Spätantike verleibten sich einige Städte größere Grundgebiete ein, und manche der besonders abgelegenen Orte mit einer geringeren Subsistenzwirtschaft wurden verlassen. Stattdessen besiedelte man höhere Landschaftsabschnitte und folgte einem abgeschlosseneren, isolierten Modell.



53-Os troféus de Silveirona: “Da encenação arqueológica à Antiguidade Tardia na Lusitânia” (Mélanie Cunha)

53-Die Trophäen von Silveirona: „Von der archäologischen Inszenierung in der Spätantike in Lusitanien“

Die Siedlung Silveirona (Estremoz, Portugal) ist für Funde römischer und westgotischer Materialien bekannt. Am bedeutendsten sind die Gräberfelder, von denen eines 1934 entdeckt wurde, aus frühchristlicher Zeit stammt und über unterschiedliche Arten von Gräbern verfügt, für die römische Materialien wiederverwendet worden waren: zwei Sarkophage aus Marmor und andere Begräbnisformen. In der zweiten Grabstätte, ebenfalls mit Erdgräbern, sind die Elemente unterschiedlicher und lassen sich in das 2. bis 6. Jh. datieren. Beide sind mit der römischen Stadt Coelha in Verbindung zu bringen, wo auch eine Nekropole für Feuerbestattung existiert. Im frühchristlichen Friedhof sind eine Reihe bedeutender Inschriften sowie ein vierkantiges Monument erhalten, bei dem es sich möglicherweise um ein römisches Mausoleum handelte und dessen Materialien wiederverwendet wurden, unter anderem für den Bau der nahe gelegenen Basilika.



54-La última fortaleza tardorromana en Egipto (José Ramón Aja Sánchez)

54-Die letzte spätrömische Festung in Ägypten

Die in der Antike unter dem Namen Babylon bekannte Stadt entspricht dem so genannten koptischen Viertel in der heutigen Stadt Kairo. Ihre Entwicklung umspannt mindestens den Zeitraum von der pharaonischen bis zur byzantinischen Epoche. Dies verdankte sie ihrer außerordentlich günstigen strategischen Lage und den engen religiösen, militärischen, verwaltungstechnischen, wirtschaftlichen und Handelsbeziehungen mit den benachbarten Metropolen, die im Laufe der Zeit aufeinander folgten (Heliopolis, Alexandria und Al-Qahira). Nach der Eroberung durch Rom entwickelte sich Babylon zu einer der wichtigsten militärischen Bastionen Ägyptens und wurde vor allem unter den Kaisern Trajan und Diokletian bedeutenden architektonischen Reformen unterzogen. Während der gesamten Spätantike blieb sie am Rande der schweren religiösen und ideologischen Auseinandersetzungen, die anderswo tobten, wie zum Beispiel in der Nachbarstadt Alexandria.



55-Renovarse o morir (Federico Barrera Garaña)

55-Sich erneuern oder sterben

Dies könnte der Gedanke gewesen sein, der den Bürgern des Reiches im Kopf umging, als sie miterlebten, wie sich über längere Zeit hinweg die Basis ihrer Kultur und ihrer Zivilisation auflöste. Ein solches Bewusstsein wird bei Schriftstellern wie Zosimus deutlich, der den Verfall auf die neue Staatsreligion schob: das Christentum. Eines der Merkmale der römischen Religion, die ein Grundpfeiler der Gesellschaft und zugleich propagandistisches Instrument war, war die Integration fremder Götter in das Pantheon im Medium der Ikonographie. Dieses wuchs mit, als sich das Reich über die eroberten Gebiete ausbreitete. Daran wird deutlich, wie tolerant die Reichsmacht war, wenn es um die Verbindung politisch-religiöser Vorstellungen mit der Gesellschaft ging. Auch die Christen sahen diese Notwendigkeit und nahmen heidnische Bilder auf, sogar noch, nachdem das Christentum im Jahr 380 n .Chr. unter Kaiser Theodosius zur offiziellen Staatsreligion erklärt worden war.


Übersetzung: Anna Kliebhan / Natalia Pita Álvarez, Madrid;

Kontakt: nataliapita@gmx.net

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